SPRECH-Nachrichten, 25. Juli 2024

Leitartikel: „Du bist, wie Du sprichst!“

Du bist, wie Du sprichst? Wie bitte? Umgekehrt ist es ja klar: Du sprichst, wie Du bist. Das ist verständlich. An der Sprechweise hören wir, ob jemand arrogant, ängstlich, dominant, freundlich, etc. ist. Die Art, wie wir sprechen, wirkt auf unsere GesprächspartnerInnen entlarvend: Sie hören meine zittrige Stimme, meine mangelnde Deutlichkeit oder meine angespannte Atmung. Sie sehen meine passive Haltung oder meinen irreführenden Gesichtsausdruck.

Das Fatale an der Sache ist: Wir selbst hören und fühlen alle Signale viel früher als die anderen und das verstärkt den Effekt. Eine Spirale entsteht.

Aber können wir uns wirklich durch die Art, wie wir sprechen, selbst beeinflussen? Die überaus verheißungsvolle Antwort ist: ja! Selbstverständlich! Haltung, Atmung, Artikulation und Stimmführung haben einen Effekt auf unser Befinden. Das geht so weit, dass Forschungsergebnisse (München, Universität rechts der Isar) beweisen, dass z.B. eine fehlende Mimik die entsprechende Emotion unmöglich macht. Wollen Sie es versuchen?

Probieren Sie, mit einem völlig unbewegten Gesicht ein zornerfülltes „Du bist so ein Idiot!“ oder ein süffisantes „Achso?“ zu sagen! Es funktioniert nicht … wir können Freude, Zorn oder Souveränität in ihrer Fülle nur empfinden, wenn wir sie auch ausdrücken können. Das berühmte Pokerface geht also nach hinten los.

Sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn Sie in Ihrer Kraft und Souveränität sind! Und Sie wissen, wie es aussieht und wie es sich anhört.

Versuchen Sie es! Was macht das mit Ihnen: aufrechte, flexible Haltung, ruhig geführte Atmung, sonore und melodiöse Stimme, klare Aussprache und exakte Formulierungen. Es ändert etwas in Ihnen und macht Freude. Probieren Sie es aus und gehen Sie so oft wie möglich in dieses Gefühl: Fake it, till you make it!

Sprech-Übung: „Eine neue Version Ihrer selbst“

PsychologInnen sagen, wir alle leben und handeln in mehreren verschiedenen Versionen unserer selbst. Wir sprechen und agieren jeweils anders in Situationen mit unserer Vorgesetzten, unserem Geliebten, unserem Hund, unserer Mutter, einem Klienten …. Fügen Sie Ihren Interaktions-Modellen eine weitere Version hinzu und geben Sie ihr eine Bezeichnung/einen Namen. Schreiben Sie nun bis ins kleinste Detail auf, wie Sie möchten, dass diese Version agiert (Körpergefühl, Emotionen, Haltung, Stimme, Inhalt, Satzbau, Tempo, Auftreten, etc.) – bitte keine Negationen sondern nur direkte, zuschreibende Prädikate. Stehen Sie auf und lesen Sie sich das Geschriebene laut vor – und: tun sie es! Täglich einmal. Zweimal. Dreimal. … irgendwann wird es reichen, wenn Sie im Alltag kurz an die gewählte Bezeichnung/Namen denken.

Ja. Es ist so einfach – der Erfolg kommt mit der Übung.

Viel Freude damit!

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Lesestipp

Für sommerliche Mußestunden eine sehr empfehlenswerte Textsammlung: Wolfgang Schneider: Die Enzyklopädie der Faulheit – ein Anleitungsbuch, ISBN-13 978-3821807201

 

Sprechtrainerin Petra Maria Berger: "Darüber freuen wir uns." (Foto: www.weinfranz.at)

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